Eine besonders wirkungsvolle Initiative ist die App „Too Good To Go“. Sie ermöglicht es, überschüssige, aber noch genießbare Lebensmittel in sogenannten Überraschungssackerln kurz vor Ladenschluss zu einem stark vergünstigten Preis anzubieten. Kund:innen reservieren diese direkt in der App und holen sie im Markt ab – ein niederschwelliger Zugang zur aktiven Lebensmittelrettung. Eine ähnliche Idee verfolgt das „Rettungssackerl“, das von den ADEG Kaufleuten individuell zusammengestellt und direkt im Markt angeboten wird. Es enthält Produkte, deren Mindesthaltbarkeitsdatum bald erreicht ist, und wird ebenfalls deutlich reduziert verkauft. Beide Modelle haben sich bei vielen ADEG Kaufleuten etabliert: So setzen etwa Gernot Piber in Mörderbrugg (Bezirk Murtal) und ADEG Kaufmann Markus Haferl in Atzenbrugg (Bezirk Tulln) auf die „Rettungssackerl“, während Peter Buchmüller in Großgmain (Bezirk Salzburg-Umgebung), sowie ADEG Neuwirth und ADEG Wolfsberg in Kärnten die Zusammenarbeit mit „Too Good To Go“ als effektive Maßnahme gegen Verschwendung nutzen.
In Ernsthofen geht kein gutes Lebensmittel verloren
In ihrem Markt in Ernsthofen zeigt die selbstständige ADEG Kauffrau Gisela Haumann eindrucksvoll, wie Lebensmittelrettung und soziales Engagement Hand in Hand gehen können. Lebensmittel, die kurz vor dem Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums stehen, werden in ihrer Küche zu frischen Mittagsmenüs verkocht. Diese werden unter anderem vom örtlichen Kindergarten sowie vom mobilen Dienst „Essen auf Rädern“ bezogen – und leisten so gleich einen doppelt wertvollen Beitrag: gegen die Verschwendung und für die Menschen in der Region. Auch Altgebäck findet bei ADEG Haumann kreative Verwendung: Nicht verkaufte Semmeln verarbeitet die ADEG Kauffrau zu herzhaften Knödelvariationen wie Kaspressknödel weiter, die tiefgekühlt im Markt erhältlich (und meistens schnell ausverkauft) sind. Produkte, die weder verkocht noch verkauft werden können, spendet sie an karitative Einrichtungen in St. Valentin und Enns. Darüber hinaus ist ADEG Haumann Mitglied der Initiative „Foodsharing“ – eine ehrenamtlich organisierte Bewegung, die überschüssige Lebensmittel kostenlos weitergibt, um Bewusstsein für nachhaltigen Konsum zu schaffen und Verschwendung aktiv zu vermeiden.
Regionale Partnerschaften gegen Verschwendung
Wie eng Lebensmittelrettung und regionale Zusammenarbeit verknüpft sein können, zeigen drei engagierte ADEG Kaufleute in unterschiedlichen Regionen Österreichs. In Ostermiething im Bezirk Braunau reduziert ADEG Kaufmann Florian Ebner bereits am Nachmittag gezielt die Mengen für Brot und Backwaren, um einem Überangebot vorzubeugen. Sollte dennoch etwas übrigbleiben, wird Altgebäck nicht entsorgt, sondern an landwirtschaftliche Betriebe in der Umgebung weitergegeben – als wertvolles Tierfutter. Auch Daniel Marosi-Tiefenbacher in Bischofstetten (Bezirk Melk) und Jasmin Gratzer in Weitensfeld im Gurktal (Bezirk Sankt Veit an der Glan) setzen auf diese nachhaltige Form der Verwertung. Durch die direkte Weitergabe an lokale Landwirt:innen helfen sie nicht nur bei der Versorgung der Tiere, sondern verhindern gleichzeitig, dass genießbare Produkte in der Tonne landen. Damit zeigen sie beispielhaft, wie mit einfachen Mitteln ein großer Beitrag zur Nachhaltigkeit geleistet werden kann.