BILLA Stiftung Blühendes Österreich: Rettung von 2.000 Quadratkilometern Streuobstwiesen im Mostviertel
Die LEADER Region Tourismusverband Moststraße startete gemeinsam mit dem Land Niederösterreich und der Stiftung Blühendes Österreich ein dreijähriges Projekt zur Erhaltung von 2.000 Quadratkilometern hochwertiger und sortenreicher Streuobstwiesen im Herzen des niederösterreichischen Obstanbaugebietes.
Projektstart Erhaltung der Streuobstwiesen im Mostviertel. Erste Reihe v.l.n.r.: Gerlinde Handlechner (Pomologin), Martina Schmidthaler (Pomologin), Tanja Dietrich-Hübner (Bereichsleiterin Nachhaltigkeit REWE International AG), Landtagsabgeordnete Michaela Hinterholzer (Obfrau LEADER Region Tourismusverband Moststraße, Bürgermeisterin Oed-Öhling), Maria Kogler (Bürgermeisterin Neuhofen an der Ybbs), Maria Ettlinger (GF LEADER Region Tourismusverband Moststraße). Zweite Reihe v.l.n.r.: Johann Roitinger (BILLA Vertriebsleiter Niederösterreich), Ronald Würflinger (GF Blühendes Österreich), Mathias Weis (Biologe, Projektleiter LEADER Region Tourismusverband Moststraße), Johann Hartl (Obmann ARGE Streuobst Österreich).
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Zuhause ist die Mostbirne in Streuobstwiesen, dort schlägt sie bevorzugt ihre Wurzeln in den Boden. Streuobstwiesen prägen im sanft-hügeligen Mostviertel seit Jahrhunderten das Landschaftsbild und bieten tausenden Tier- und Pflanzenarten Nahrung und Refugium. Doch die Glanzzeiten sind vorbei, denn die Mostbirnenvielfalt mit Hochstammkultur und der Streuobstbestand sind hochgradig gefährdet.
Die LEADER Region Moststraße startete deshalb ein dringend notwendiges Projekt zur Erhaltung der Streuobstkultur und der alten, vom Aussterben bedrohten Birnensorten. Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit dem Land Niederösterreich, der BILLA-Stiftung Blühendes Österreich und den Grundeigentümer*innen umgesetzt.
„Streuobstwiesen prägen das Bild unserer Heimat, das wir so schätzen und lieben. Das wollen wir auch schützen und erhalten“, betont LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf. „Deshalb freut es mich sehr, dass unsere Sortenvielfalt und das Bewusstsein für die Kulturlandschaft mit Projekten, wie jenem der LEADER-Region Moststraße gestärkt wird“, so Pernkopf, der auch die Aktion „Wir für Bienen“ ins Leben rief. „Die Obstbäume sind auch ein wichtiger Lebensraum für unsere Bienen.“
Rettung von Mutterbäumen soll wertvolle „Gärten Eden“ erhalten
Mit dem Naturschutzprojekt wurde eine regionale Trendwende im gefährdeten Biotop Streuobstwiese eingeläutet. Die alten Kulturlandschaften sind ein Hotspot der Biodiversität und locken eine Vielzahl an Wildbienen, Schmetterlingen, Fledermäusen und Vögel wie Gartenrotschwanz, Grünsprecht und Waldohreule an. „Durch unsere Initiative erhalten wir unser Landschaftsbild, traditionelle Anbaumethoden und seltene Birnensorten wie Graukerlbirne und Schöberlbirne. Mutterbäume von Birnen-, aber auch Äpfel-Raritäten, werden gezielt gepflegt und mindestens 100 neue Jung-Mutterbäume gezogen und ausgepflanzt. Durch genetische Analysen hinterleuchten und identifizieren wir außerdem die Raritäten wissenschaftlich“, erklärt Mathias Weis, Biologe und Projektleiter der LEADER Region Tourismusverband Moststraße, das Vorhaben.
Die Landtagsabgeordnete Michaela Hinterholzer, Obfrau der LEADER Region Tourismusverband Moststraße und Bürgermeisterin von Oed-Öhling, ergänzt: „Die alten Kulturlandschaften sind sowohl landwirtschaftlich als auch klimaschutztechnisch von großer Bedeutung. Darüber hinaus sind sie ein wichtiger Besuchermagnet.“
„Als Vertreterin unserer Gemeinde freue ich mich sehr über diese gemeinsame Kooperation. Sie dient dem Erhalt unserer traditionellen Obstbaumkulturen, unterstützt unsere Bäuerinnen und Bauern und liefert einen wichtigen Beitrag für unser Ortsbild“, zeigt sich die Bürgermeisterin von Neuhofen an der Ybbs, Maria Kogler, von der Initiative begeistert.
Weltweit einzigartiger Mostbirnenbestand in Gefahr
Die charakterstarke Mostbirne ist in ihrer Sortenvielfalt weltweit einzigartig und ihre Verarbeitung zu köstlichem Most hat eine lange Tradition in der Region. Aufgrund des arbeitsintensiven Pflege- und Ernteaufwands von Streuobstwiesen zählt die Mostbirne jedoch zu den gefährdeten Obstsorten in Österreich. „Streuobstwiesen sind akut gefährdet. Vor 1960 gab es in Österreich noch ca. 35 Millionen großkronige Obstbäume in der Landschaft. Heute sind nur mehr weniger als 4 Millionen Bäume vorhanden und der Rückgang hält an. Aus diesem Grund hat die ARGE Streuobst gemeinsam mit dem Umweltdachverband heuer erstmalig den Tag der Streuobstwiese europaweit ins Leben gerufen, um das Bewusstsein für Streuobstwiesen zu schärfen. Es gibt keinen schöneren Blumenstrauß als ein blühender Streuobstbaum“, erzählt Hans Hartl, Obmann der ARGE Streuobst.
Aus diesem Grund wird in dem Naturschutzprojekt auch durch die Zusammenarbeit mit Pomolog*innen und molekularbiologischen Labors die Sortenvielfalt eindeutig bestimmt und dadurch professionell erhalten. „Derartig umfangreiche genetische Fingerprints bei Birnensorten wurden österreichweit erstmalig hier im Mostviertel durchgeführt. Die Ergebnisse dienen somit als Referenz für weitere Untersuchungen. Die LEADER Region Mostviertel nimmt mit diesem Projekt eine Vorreiterrolle bei genetisch-pomologischen Forschungen und Grundlagenerhebungen speziell bei Mostbirnen ein“, berichtet Pomologin Martina Schmidthaler. Der aktuelle Mostbirnenbestand wird zudem durch die Auspflanzung von Raritäten unterstützt. „Raritäten erhalten heißt aber auch Sorten, die schon lange nicht mehr oder noch nie im Baumschulsortiment waren, wieder mit Jungbäumen auf die Höfe und Obstgärten zurückzubringen. Dazu werden im laufenden Projekt Mutterbäume kartiert. Sie werden vor Ort in Orthofotos eingetragen, mit nummerierten Baummarken versehen, fotografiert und ihr ungefähres Alter und ihr Zustand aufgenommen. Bei passendem Wuchs entnehmen wir Edelreiser, das sind einjährige Triebe und veredeln sie“, erklärt Pomologin Gerlinde Handlechner.
Die Streuobstwiese macht Schule
Neben den gezielten Pflege- und Vermehrungsmaßnahmen der Birnenbäume wird auch generationenübergreifendes Bewusstsein in der Bevölkerung für die regionalen Besonderheiten der Streuobstwiesen und deren Bedeutung für Biodiversität geschaffen. „In Naturvermittlungs-Workshops und Schulprojekten stellen wir bei Schüler*innen und Personen aus der Region einen Bezug zur Natur und der Erzeugung regionaler Lebensmittel her. Ein besonderes Highlight sind die Sortenbestimmungstage im Früh-Herbst, bei denen die Bevölkerung die einzigartige Chance hat, seltene Obstsorten und Raritäten aus ihren Hausgärten und von Streuobstwiesen zur Bestimmung abzugeben. So können neue alte Sorten gefunden werden“, fasst Maria Ettlinger, Geschäftsführerin der LEADER Region Tourismusverband Moststraße, die weiteren Meilensteine des Projekts zusammen.
„Für BILLA sind die artenreichen Lebensräume von Streuobstwiesen sowie der Erhalt regionaler Lebensmittel und der entsprechend traditionell nachhaltigen Bewirtschaftung ein Anliegen. Aus diesem Grund unterstützen wir dieses Projekt über unserer Stiftung Blühendes Österreich“, so Tanja Dietrich-Hübner, Bereichsleiterin Nachhaltigkeit REWE International AG.
„Unsere gemeinsame Initiative ist für mich ein Best Practice Beispiel für eine gelungene Kooperation zwischen öffentlicher Hand, Landwirtschaft, Privatwirtschaft und Wissenschaft“, betont Ronald Würflinger, Geschäftsführer der Stiftung Blühendes Österreich, abschließend.
Über die LEADER Region Tourismusverband Moststraße
Die LEADER Region Tourismusverband Moststraße umfasst 31 Gemeinden und 120 Mitgliedsbetriebe und setzt im Rahmen der aktuellen LEADER-Förderperiode zahlreiche Projekte zur Förderung des ländlichen Raumes um. Die Schwerpunkte der Projekte liegen allen voran in der Erhaltung und Weiterentwicklung des Kulturguts Streuobstwiese und Kulturlandschaft in dieser Region. Zum anderen führt die Region Projekte im Bereich Genuss- und Kulinarikangebote durch, um auch auf diesem Weg das Bewusstsein für die regionale Kulturlandschaft in der Bevölkerung sowie im Tourismus zu stärken. www.gockl.at
Über Blühendes Österreich
Die BILLA-Stiftung Blühendes Österreich setzt sich mit BirdLife Österreich für eine gesunde Umwelt und eine nachhaltige Landwirtschaft ein. Deshalb fördert Blühendes Österreich seit 2015 über 200 Bäuerinnen und Bauern, Naturschutzorganisationen, Gemeinden und Initiativen, die durch eine verantwortungsvolle Landwirtschaft unsere natürliche Vielfalt schützen. Die Website bluehendesoesterreich.at ist die stärkste digitale Plattform für Naturtourismus und Naturcontent. Im Naturerlebnis-Portal bündelt Blühendes Österreich mehr als 90 Organisationen mit tausenden Naturveranstaltungen pro Jahr. Die Citizen-Science-App „Schmetterlinge Österreichs“ ist mit mehr als 44.000 Downloads und der dazugehörigen Desktop-Version die größte Naturbeobachtungs-App im deutschsprachigen Raum. www.bluehendesoesterreich.at